Von Dirk Marzik
Bei schönem sonnigen
bis leicht bedeckten Himmel waren viele Schützen und Zuschauer – auch aus den
benachbarten Bundesländern – der Einladung der Schützengilde St. Hubertus
Schweinitz zum diesjährigen Joker-Pokal-Schießen auf der „Jagd- und
Schießsportanlage Schweinitz“ (JASA) gefolgt. Insgesamt 36 Teilnehmer aus 15
Vereinen, darunter nur eine Schützin, nahmen aktiv an dieser interessanten
Variante des Tontaubenschießens teil.
Anders als beim
normalen Tontaubenschießen, wo jede Wurfscheibe orange ist und nur einen Punkt
zählt, gibt es beim Joker-Schießen eine Glücks- bzw. Zufallskomponente.
Zusätzlich zu den orangen Scheiben mit einem Punkt werden grüne Wurfscheiben
mit drei und gelbe Scheiben mit sechs Punkten Wertigkeit in den Scheibenstapel
der Wurfanlage nach einer zufälligen Reihenfolge einsortiert. Dieses macht den
speziellen Reiz des Joker-Schießens aus. Denn sehr gute Schützen können Pech
haben und zwar alle Scheiben treffen, aber nur wenige „farbige“ Scheiben mit
höherer Punktzahl in einem Durchgang haben. Schlechtere Schützen treffen zwar
weniger Scheiben insgesamt, können aber mit mehreren farbigen Scheiben ein
gutes Ergebnis erzielen. Geschossen wurde in 15er-Runden, d. h. maximal 30
Schuss auf je 15 Scheiben. Zwischen jedem Schuss wird die Bahn gewechselt.
Um 11 Uhr wurde das
erste Zwischenergebnis angeschrieben. Gustav Rößler, von 10 Uhr an mit dabei,
hatte den bisher höchsten Punktestand von 23 Punkten. Mehr und mehr Schützen
trafen ein und meldeten sich bei der Schießleitung an. Immer wieder wurden neue
und höhere Zwischenstände auf der Wertungstafel angeschrieben. Über den Platz
hallten die „Ho!“-Rufe der Schützen zum Ansteuern der Wurfanlage gefolgt von
ein oder zwei Schrotschüssen, der Wertungsansage der Schiedsrichter und oft
auch Beifallsbekundungen der zahlreichen Zuschauer. Nebenbei wurde teilweise
heftig diskutiert. Welche Waffe, welches Fabrikat, welche Lauflänge ist die
beste? Zahlt sich teurere Munition auch beim Trefferergebnis aus? Lohnt sich
ein Hörschutz, eventuell sogar mit eingebauter Elektronik? Wie wichtig ist die
richtige Kleidung? Aber vor allem: Ist es wirklich bloß Zufall, wenn auf
bestimmten Bahnen häufiger eine grüne oder gelbe Scheibe kommt? Die
Schießleitung sagte ja. Der Vorsitzende der Schützengilde „St. Hubertus“,
Egbert Köhler, der nicht am Schießen
teilnahm, fülle das Magazin der Wurfanlage nach Zufallsprinzip. Und auch
die Zuordnung der Teilnehmer auf bestimmte Bahnen gehe nach der Reihenfolge der
Anmeldungen, also auch eher zufällig. Einzig durch die Häufigkeit der
Anmeldungen könne man ein bisschen am Glück rütteln und vielleicht mehr bunte
Scheiben bekommen, aber dies gehe auch über den Geldbeutel, da man für jede Runde
erneut Startgeld bezahlen müsse.
Von alledem ganz
unberührt drehte der „Schützengilde-Hund“ Apollo, ein inzwischen schussfester
Dobermann, zwischen den Zuschauern seine Runden und ließ sich hier und da
streicheln oder mit einem Stück Wurst verwöhnen.
Zwischendurch
erfrischten sich die Aktiven und die Zuschauer in dem kleinen Vereinsheim, das
übrigens noch einen Namen sucht. Um die hervorragende leibliche Versorgung
kümmerte sich dort Frau Schönfeld.
Am Nachmittag stiegen
die Höchstpunktzahlen auf der Treffertafel. Die Schützen hatten sich
eingeschossen oder mehr Glück. Gegen 16 Uhr wurde schon Andreas Eggert als
Gewinner gehandelt. Er hatte sich vor kurzem ein neues Gewehr zugelegt und
fühlte sich damit noch nicht so sicher. Seine Frau hatte ihm mit auf den Weg
gegeben, er solle dafür sorgen, daß sich die Anschaffung auch bezahlt mache.
Die Anspannung bei den Zuschauern erhöhte sich, als er immer wieder eine gelbe
Scheibe, dann mal eine grüne Scheibe bekam und auch traf. Die orangen
zwischendurch ließ er sausen. Zwischenergebnis: 35 Punkte. Eigentlich habe ich
schlecht geschossen, nur 10 der 15 Wurftauben getroffen. Das liegt wohl am
Gewehr. Aber die richtigen. Und daher die hohe Punktzahl. Dann wieder Bangen,
denn andere Schützen bekamen auch Punktzahlen von 30 und mehr. Und in der
vorletzten Runde kurz vor 17 Uhr gelang es Gustav Rößler, auch 35 Punkte zu
erzielen. Es würde also ein Stechen um den ersten und zweiten Platz geben. Dazu
mussten drei einzelne Tauben von Bahn drei getroffen werden. Gustav Rößler
hatte auch hier wieder Glück. Er schob das Glück auf die Anwesenheit seiner
Frau, die dafür sorgte, dass er sich auf den Wettkampf konzentrieren konnte.
Aber er meinte auch, daß die etwas bessere und teurere Munition die eine oder
andere sich entfernende Wurftaube noch erwischt habe. Und natürlich seine blaue
Sommer-Schieß-Jacke aus Maschengewebe. Seit Jahren seien die beiden nicht mehr
in den Urlaub gefahren, sondern nur noch von Wettkampf zu Wettkampf. Das sei
sein Leben, betonte der Magdeburger von der SGi Barleben. Früher habe er öfter
trainiert, heute seien die Wettkämpfe, zu denen er immer gemeinsam mit seiner
Frau fahre, sein Training. Dass er den Pokal gewonnen habe, habe den ganzen Tag
zu einem Erfolg gemacht. Aber zwischendurch habe er sich auch an kleinen
Erfolgen erfreuen können, wenn er z. B. eine besonders schwierige Wurftaube
getroffen habe.
Vor der Siegerehrung
gab es insgesamt drei Stechen: Um den 8. und 9. Platz, um den 6. und 7. Platz,
und dann das spannendste um den 1. und 2. Platz. Denn es ging ja nicht nur um
den Pokal, sondern auch um einen von zehn wertvollen Preisen vom DVD-Player
über Backautomat, Handy, Bohrhammer und Fahrrad bis zur Kiste Wein, insgesamt
Sachwerte und Pokale von ca. € 800.
1.
Gustav Rößler SGi
Barleben 35 P. (nach
Stechen)
2.
Andreas Eggert SGi
Schweinitz 35 P. (nach
Stechen)
3.
Horst Voigt SGi
Schweinitz 33 P.
4.
Wolfgang Haase Bad
Liebenwerda 30 P.
5.
Christian Runge SGi
Schweinitz 29 P.
6.
Rudolf Preuss PSV
Zerbst 27 P. (nach
Stechen)
7.
George Cairns (genannt „Der
Schotte“) Sportverein
Egeln 27 P. (nach Stechen)
8.
Dirk Köhler SGi
Schweinitz 25 P. (nach
Stechen)
9.
Henry Hoffmann Teltow/Fläming 25 P. (nach Stechen)
10. Reinhard
Runge SGi
Schweinitz 24 P.
Bei der Siegerehrung
lobte der Vorsitzende der Schützengilde „St. Hubertus“ e. V. Schweinitz, Egbert
Köhler, den Sportgeist, den alle Teilnehmer gezeigt hatten, und freute sich,
dass alle Teilnehmer an diesem durch Fortuna bestimmten Joker-Schießen ihren
Spaß hatten. Er dankte den an der Organisation Beteiligten, u. a. Monika
Bustro, die die Anmeldung und Ergebnisauswertung vornahm. Dann lud er alle
Schützen und Zuschauer zum Schweinitzer Schützenfest am zweiten Juli-Wochenende
ein, und betonte, daß alle Schießaktivitäten auf dem Stand der JASA nur Freitag
und Samstag entsprechend der offiziellen Ausschreibungen stattfinden. Am
Sonntag, dem 13. Juli, finden alle Schützenfest-Aktivitäten nur in Schweinitz
selbst statt.
Den aktuellen Jahresplan der Schützengilde „St. Hubertus“ e. V. Schweinitz sowie weitere Fotos vom Jokerschießen befinden sich auf der neuen Homepage der Schützengilde www.sgi-schweinitz.de.vu im Internet.
von
links: W. Schönfeld, R. Runge, R. Hoffmann, D. Köhler, G. Cairns, R. Preuss,
Chr. Runge, W. Haase, H. Voigt, A. Eggert, G. Rößler, E. Köhler, K.-D.
Werkmeister
Gustav
Rößler nimmt den Joker-Pokal von Egbert Köhler und die Urkunde von Wolfgang
Schönfeld in Empfang
Text: Dirk Marzik (Schweinitz)
Fotos: Dirk Marzik (Schweinitz)
Und so sah der Artikel in der Zerbster Volksstimme vom 15.05.2003 aus.